FaMi-Siegel 2016-2018

Pressemitteilung

Diese vier machen vieles richtig

Regionale Initiative zeichnet Arbeitgeber mit FaMi-Award für Familienfreundlichkeit aus

Lüneburg. Es gibt mehr Männer namens Michael in deutschen Vorständen als Frauen. Das muss erst einmal sacken lassen, wer dies hört. Wiebke Krohn nutzte die eindrucksvolle Statistik als Sprung in die Pfütze des Abends: „Umso schöner ist doch, dass wir heute Preise für besonders familienfreundliche Personalpolitik übergeben können“, sagte die Vertreterin des Arbeitgeberverbands in Lüneburg zur Begrüßung ihrer Gäste. Denn die Initiative Familien-Siegel (FaMi-Siegel) hat nicht nur mehr als 100 Arbeitgeber aus Nordostniedersachsen mit ihrer gleichnamigen Auszeichnung versehen, sondern vier von ihnen jetzt bei einer Feierstunde in den Räumen des Arbeitgeberverbands eine besondere Ehrung zuteilwerden lassen: den FaMi-Award.

„Hier gelingt etwas, auf das Sie alle sehr stolz sein können“, sagte Wiebke Krohn, beim Arbeitgeberverband für Personalentwicklung und soziale Innovation zuständig. „Familienfreundlichkeit wird immer vielschichtiger und herausfordernder, besonders durch die Pflege von Angehörigen.“ Auch Monika Scherf, Beauftragte für regionale Landesentwicklung, blickte in ihren Grußworten in die Zukunft: „Familienfreundlichkeit wird in Behörden, Unternehmen und Institutionen noch nicht so gelebt wie sie gelebt werden müsste, wenn es um Fachkräftegewinnung und -bindung geht.“ 

Vier Arbeitgeber aber machen schon jetzt vieles richtig, darin ist sich die Jury des FaMi-Siegels einig. „Vereinbarkeit fordert individuelle Lösungen genauso wie verlässliche Standards“, sagte Brigitte Kaminski, Initiatorin des seit 2010 laufenden Gemeinschaftsprojekts FaMi-Siegel. „Für die Träger unseres Siegels sind Arbeitszeitmodelle, Home Office und Flexibilität längst Standard. In vielen anderen Unternehmen aber nicht.“ Luft nach oben gäbe es natürlich auch noch: etwa beim Thema Führung und Familie sowie Väter und Elternzeit. Die vier mit dem FaMi-Award ausgezeichneten Arbeitgeber haben laut Kaminski eins gemeinsam: Sie zeigen Kreativität.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg zum Beispiel schaffe es, familienfreundlich zu sein, obwohl viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Zeiten arbeiten, an denen andere Freizeit haben, sagte Heidi Kluth, Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk, in ihrer Laudatio. Museumsdirektor Stefan Zimmermann erklärte, wie das funktioniert: „Wir gehen mit einem großen Vertrauensvorschuss auf unsere Mitarbeiter zu.“ Das gelte besonders für die Arbeit zu Hause.

„Kinder als Karrierekiller? Nicht bei uns“, ist auf der Homepage des zweiten Preisträgers zu lesen: der Mölders Holding GmbH, in dritter Generation in Familienbesitz und von einem Familienvater geleitet. So gibt es dort zum Beispiel Weiterbildung auch während der Elternzeit, aber auch Unterstützung beim Hausbau. Geschäftsführer Felix Mölders sagte: „Wir bekommen einen Preis für etwas, das selbstverständlich sein sollte und für uns selbstverständlich ist.“

Der Preis in der Kategorie öffentliche Arbeitgeber ging an den Landkreis Celle. „Der öffentliche Dienst ist für viele Frauen ein attraktiver Arbeitgeber“, sagte Dr. Kathrin van Riesen von der Leuphana Universität Lüneburg in ihrer Laudatio. „Aber wo viele Frauen arbeiten, sind auch die Herausforderungen hoch.“ Die Verwaltung bietet zum Beispiel eine eigene Großtagespflege an, die so gut angenommen wird, dass bereits eine Erweiterung geplant ist. „Bei uns soll sich niemand zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen“, sagte der Erste Kreisrat Michael Cordioli.

Der Sonderpreis geht an die Loewe-Stiftung in Lüneburg und ihre ganz besondere Geschäftsführerin: Katja Puhlmann. Seit 20 Jahren führt sie die Einrichtung für behinderte Menschen, und „macht dabei alles richtig“, sagte Anja Kramer vom Bildungswerk Ver.di in ihrer Lobrede auf die „Löwin für Vereinbarkeit“. Puhlmann selbst erklärte mit einem Lachen, wie es begann mit dem Thema Vereinbarkeit bei der Loewe-Stiftung: „Fast alle Führungsfrauen wurden fast gleichzeitig schwanger. Wir reagieren stets praktisch auf Probleme, anstatt theoretische Konzepte zu schmieden.“

Das FaMi-Siegel wird stets für drei Jahre verliehen, im kommenden Jahr beginnt der neue Aktionszeitraum 2019-2021. „Wir freuen uns auf die Bewerbungen, ob von neuen Unternehmen oder den bisherigen für eine Rezertifizierung“, sagte Andrea Kowalewski zum Abschluss des Abends. Der Fragebogen ist bereits jetzt online unter www.famisiegel.de. 

Zur Gemeinschaftsinitiative FaMi-Siegel gehören Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, Überbetrieblicher Verbund Frau und Wirtschaft Lüneburg.Uelzen e.V. (ÜBV), Handwerkskammer (HWK) Braunschweig-Lüneburg-Stade, Arbeitgeberverband Nordostniedersachsen e.V., Wirtschaftsförderungsgesellschaft Stadt und Landkreis Lüneburg, Deutscher Gewerkschaftsbund und Leuphana Universität Lüneburg. Ziel der in ganz Nordostniedersachsen aktiven Initiative ist die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Foto: Gemeinschaftsinitiative FaMi-Siegel

Ehrende und Geehrte beim FaMi-Award des Jahres 2018:

  1. Reihe v.l.: Cécile Meyer-Bartsch (Mölders Holding), Andrea Kowalewski (ÜBV), Brigitte Kaminski (ÜBV)
  2. Reihe v.l.: Heidi Kluth (Bundesvorsitzende UFH), Stefan Zimmermann (Freilichtmuseum am Kiekeberg), Dr. Kathrin van Riesen(Leuphana), Anna-Maria Heise (Landkreis Celle)
  3. Reihe v.l.: Anja Kramer (Bildungswerk Ver.di), Hannah Brandenburg (FaMi-Siegel), Christina Völkers (HWK), Wiebke Krohn (AV), Katja Puhlmann (Loewe-Stiftung), Nele Uhl (IHK), Michael Cordioli (Landkreis Celle), Dr. Matthias Richter-Steinke (DGB), Stefanie Huber (IHK) und Gerhard Voigts (Wirtschaftsförderung)